Chinator in Hamburg
Elbsprung Im November 2002 entwickelten wir in Shanghai die Idee, Hamburgs Verbundenheit mit China in der Hansestadt mit einem großen Kunstobjekt als deutliches Zeichen zu zeigen. Unser „Chinator“ sollte dabei auch das Leitbild „Metropole Hamburg - Wachsende Stadt“ symbolisieren. Für das Wintersemester 2003/2004 organisierte die Tongji-Universität Projektkurse, in denen unter Leitung von Ulf Ludzuweit erste Modelle gebaut und gleichzeitig Erfahrungswissen für die Umsetzung des Projekts gewonnen werden sollten. Bei Beginn des Kurses war noch keine Entscheidung über einen möglichen Standort des China-Geschäftszentrums, an das unser „Chinator“ angebunden werden sollte, gefallen. In Hamburg-Harburg gab es zwischenzeitlich Pläne einen Chinatower zu errichten. Daher schufen die Studenten in Shanghai, in Absprache mit dem Projektträger, zunächst Modelle für den „Chinatower“ in Hamburg-Harburg. Die Arbeiten für den „Chinatower“ in Hamburg-Harburg stehen jedoch nicht in Konkurrenz zum „Chinator“ in der Hamburger Hafen-City. Von der unterschiedlichen Struktur der geplanten Geschäftzentren könnten sich diese eher gut ergänzen. Dies könnte noch mit einem „Chinatown“ erweitert werden. In den „Cityhof-Passagen“ am Hamburger Hauptbahnhof befindet sich bereits einige chinesische Läden, Reisebüro und Kleingewerbe. Bei der bevorstehenden städtebaulichen Umgestaltung des Gebäudekomplexes könnte dies berücksichtigt werden. In Altona gibt es Überlegungen, das „Forum-Altona“ in ein Einzelhandels- und Geschäftszentrum umzugestalten. Am Berliner Tor plant CAISSA ebenfalls ein Chinazentrum. Mit dem „China Education & Training Centre Hamburg“ verfügt CAISSA über ein breites Dienstleistungsangebot für chinesische Unternehmen. Das Chinazentrum von CAISSA kann dabei für chinesische Unternehmen Büroflächen an unterschiedlichen Hamburger Standorten vermitteln. „Chinatown“ am
Hamburger Hauptbahnhof, „Chinaforum in Hamburg-Altona, „Chinator“
in der Hamburger Hafen-City und „Chinatower“ in Hamburg-Harburg
könnten dann auch den Brückenschlag zum Sprung der Hamburger
Stadtentwicklung über die Elbe symbolisieren. „Der Sprung über
die Elbe von der Innenstadt über die HafenCity, den Grasbrook,
die Veddel und Wilhelmsburg nach Harburg ist Kernstück der städtebaulichen
Ziele des Leitbilds Metropole Hamburg - Wachsende Stadt. Die Chance,
auf zentral gelegenen Flächen mitten in der Stadt wachsen zu können,
ist für eine moderne Millionenstadt einzigartig.“
Dieser Ort braucht ein Symbol für den neuen Aufbruch und den wirtschaftlichen Aufschwung Hamburgs. China gewinnt für den Hamburger Senat eine wachsende Bedeutung, was auch die erfolgreichen Hamburger China-Wochen 2002 zeigten. Die Zukunftsthemen Hafenentwicklung und China lassen sich daher gut durch ein repräsentatives Kunstprojekt verbinden. China spielt in
den Überlegungen des Senats für sein Städteentwicklungskonzept
„wachsende Stadt“ eine zentrale Rolle: Freie
und Hansestadt Hamburg, Cluster:
China Die Herausforderung für die Zukunft wird es sein, Hamburg zu einem europäischen Brückenkopf für und nach China zu entwickeln. Dazu gehört, Hamburg noch stärker als bislang zu einem Knotenpunkt für den europäischen China-Handel auszubauen, ein Zentrum für Dienstleistungsangebote rund um den China-Handel in Europa aufzubauen, forciert chinesische Investitionen nach Hamburg zu holen aber auch die Präsenz Hamburgs in Shanghai zu verstärken. Hamburg steht hierbei im Wettbewerb und ist wachsender Konkurrenz aus anderen deutschen Städten wie Berlin oder Leipzig ausgesetzt. Die Aktivitäten dürfen sich allerdings nicht allein auf die Steigerung der Attraktivität für die chinesische Seite konzentrieren. Hamburg als wachsende Stadt muss vor allem stärker als bisher Menschen und Firmen anziehen und unterstützen, die von hier aus Verbindungen nach China aufbauen wollen. Hamburg als „Tor zur Welt“ muss gleichzeitig mit einer „Brücke nach China“ assoziiert werden. In Vorbereitung der China-Reise des Ersten Bürgermeisters sind in Arbeitsgesprächen mit Hamburger Institutionen, die über China-Kompetenzen verfügen wie dem Ostasiatischen-Verein, der HWF, der Handelskammer und auch dem chinesischen Generalkonsulat erste Eckpunkte für eine Hamburger China-Initiative ausgelotet worden. Im Blickpunkt stehen gegenwärtig dabei die Errichtung eines China-Zentrums in der Hafen-City und die Einrichtung eines bilingualen Zweiges in einem Hamburger Gymnasium. Im Zusammenhang mit den Chancen, die die Rolle eines europäischen China-Clusters für Hamburg als wachsende Stadt bietet, ist jedoch die Entwicklung eines umfassenden Handlungskonzeptes durch ein Expertengremium (Task-Force) nötig, in dem möglichst alle Hamburger China-Akteure vertreten sind. Die Task-Force "China" sollte sich u.a. mit den folgenden Punkten befassen: Räumliche
Konzentration: Qualifizierung: Netzwerkbildung: Standortmarketing: Der Senat beauftragt die Behörde für Wirtschaft und Arbeit (federführend) zusammen mit der Senatskanzlei, eine Task-Force "China" unter Beteiligung der übrigen Hamburger China-Akteure zu bilden, die der Senatskommission für Stadtentwicklung ein Konzept für eine Hamburger China-Initiative vorlegt.
„Wir in unserer Handelskammer sind davon überzeugt, dass ein China-Zentrum in der Hafen-City, Hamburgs "Mini-Pudong", eine hervorragende Möglichkeit ist, die China-Kompetenz unseres Standortes sichtbar und erlebbar zu machen. Dieses China-Zentrum sollte mehr sein als nur eine Immobilie. Anzustreben ist vielmehr ein China-Cluster, bei dem sich um ein Zentrum herum Angebote für chinesisches Leben wie China-Restaurants, Traditionelle Chinesische Medizin und eine chinesische Schule ansiedeln. Die Immobilie mit China-Bezug muss aus meiner Sicht übrigens nicht zwangsläufig ein Bürohaus sein, sondern es könnte sich auch um ein Gesundheitszentrum handeln, das speziell für hier lebende Chinesen oder für Chinesen, die sich in Deutschland behandeln lassen wollen, ausgerichtet ist. Chinesischsprachiges Personal und chinesische Verlegung wären an einem solchen Gesundheitszentrum natürlich Standard. Das China-Cluster sollte sich zu einem Anziehungspunkt für Chinesen, Hamburger und Touristen entwickeln. Für jeden Chinesen, der nach Europa kommt, muss ein Besuch der Hafen-City zum Pflichtprogramm gehören. Vielleicht kann das auf mittlere Sicht auch dazu beitragen, dass wir endlich eine direkte Flugverbindung nach China bekommen. Der Senat hat vor einigen Wochen begonnen, sich im Rahmen einer Arbeitsgruppe über die konkrete Ausgestaltung eines solchen China-Clusters Gedanken zu machen. Unsere Handelskammer hat die eben genannten Ideen eingebracht.“
Verbindendes Element für die verschiedenen Inhalte eines China-Clusters könnte das Projekt „Chinator“ sein. Künstler, Architekten und Stadtplaner aus Shanghai möchten damit in ihrer Partnerstadt Hamburg ein Symbol für die engen Beziehungen beider Hafenstädte setzten. Shanghai ist seit einigen Jahren die sich am dynamischsten entwickelnde Metropole der Erde. Diesen einzigartigen Stellenwert kann Hamburg gut für sich nutzen, indem es ein deutlich sichtbares Zeichen für Shanghai setzt. An dem vorgeschlagenen Chinator würden etwa 40-60 Künstler der Tongji-Universität ihre Kunstwerke einbringen. Hamburg hätte damit nicht nur ein formal einzigartiges Kunstwerk. Die Shanghaier Künstler und Meisterschüler bringen mit ihrer Kunst einen Teil ihrer Seele für immer nach Hamburg und blieben damit der Hansestadt ewig tief verbunden. Das Konzept entwickelten Künstler des Architectural Design and Research Institut der Tongji-Universität zusammen mit mir in Shanghai im Umfeld der Shanghai-Biennale (siehe auch Galerie 5). Prof. Liu Keming schuf als einer der bekanntesten chinesischer Künstler viele Außenkunstwerke in Beijing, Qufu, Shanghai und an anderen Orten. In Shanghai gestaltete er die viele, großformatige Reliefs in den neuen U-Bahnstationen (siehe Galerie 3). Diese Arbeiten sind die ideelle Basis für das Chinator. Darauf befindet sich das Tauobjekt als Symbol des Brückenschlages zwischen Ost und West. Das Objekt ist von der Größe her flexibel gestaltbar und damit der räumlichen Vorgabe des Standortes anpassbar. Flexibel könnte auch die weitere Nutzung gestaltet werden, indem Platz für wechselnde Ausstellungen integriert wird wie für die Steinkunstwerke der Tongji-Meisterschüler beispielsweise. Prof. Yin Jia ist einer der vielversprechendsten Nachwuchskünstler der Tongji-Universität. Er baute dort das „Studio für Stein-, Ton und Porzellankunst“ auf und betreut dort die Meisterschüler (siehe Galerie 1). Den hohen Stellenwert seiner Arbeiten in China ist daran zu sehen, das eines seiner Werke im Dezember 2002 dem Bundeskanzler als Gastgeschenk zur offiziellen Verleihung seiner Ehrendoktorwürde überreicht wurde (siehe Foto unten auf der Übersichtsseite). Die beteiligten Meisterschüler der Tongij-Universität gehören zu der erst jetzt entstehenden Generation junger Nachwuchskünstler, die mit enormer Fantasie und Schaffenskraft individuelle Ausdrucksmöglichkeiten entwickeln (siehe Galerie 2 und 4). Der überwiegende Teil der Meisterschüler bekleidet später Führungspositionen als Architekten oder Stadtplaner in wichtigen chinesischen Behörden, Organisationen und Unternehmen. Dort könnten Sie später auch als „Botschafter Hamburgs“ wirken. Das Objekt könnte überwiegend an der Shanghaier Tongji-Universität vor Ort geschaffen werden. Dadurch entstehen vergleichsweise sehr geringe Kosten. Die Künstler möchten zudem in Europa Spitzenqualität präsentieren, die einige Jahrzehnte ohne aufwendige Sanierung auskommt. Dafür sind im Konzept auch Sicherungen gegen Vandalismus und Zerstörung eingebaut. Die technische Leitung, Normüberwachung und weitere planerische Fragen könnte eines der bekanntesten Designinstitute Shanghais übernehmen. Die Abstimmung sollte dabei in enger Kooperation mit den Bauträgern der Hafen-City erfolgen. Bei der Realisierung möchten die chinesischen Künstler mit Hamburger Künstlern und bekannten deutschen Künstlern zusammenarbeiten, mit den seit längeren Kooperationen bestehen. Der Hamburger Ulf Ludzuweit war ein Meisterschüler von Prof. Liu in Shanghai und beteiligt sich bereits an den Vorarbeiten. Einige Werke der beteiligten Künstler waren auf der Shanghai-Biennale zur sehen. Diese Ausstellung verband in einzigartiger Weise die Zukunftsfragen von Stadtentwicklung, Kunst und Architektur. Shanghai ist wohl weltweit der Ort, an dem diese Themen am anschaulichsten behandelt werden können. Mit der Austragung der EXPO im Jahre 2010 dürfte sich dies noch verstärken. Die beteiligten Künstler und Stadtplaner haben daher auch ein großes Interesse, diese Themen in einem deutsch-chinesischen hochrangigen Kongress zu behandeln. Chinesische Touristen und Geschäftsleute könnten in Hamburg durch das Shanghaitor diese chinesische Seele spüren. Besonders zur Akquisition von Unternehmen aus China, die jetzt anfangen im Ausland einen Standort zu suchen, hätte das Chinator eine enorme Werbekraft. Bei der Realisierung des Shanghaitors durch chinesische Künstler würden die Medien in China über eine längere Zeit immer wieder über das Chinaprojekt in Hamburg berichten. Bislang scheiterten ehrgeizig geplante Chinazentren und Standortmarketing in Deutschland unter anderem daran, das lediglich Büroraum geschaffen wurde. Daher entwickeln verschiedene Kommunen jetzt integrierte Konzepte. Duisburg plant beispielsweise in der Innenstadt direkt neben dem Hauptbahnhof das „MultiCasa“. Zentrales Element ist dabei ein 65 Meter hohes von innen beleuchteter Pylon des japanischen Architekten Shin Takamatsu. Mit der Realisierung des Chinators in der Hafen City wäre Hamburg jedoch einige Schritte weiter, da dies aus einer wirklichen Bündelung der Hamburger Chinabeziehungen erwuchs. |