"Mit den einen können Sie reden, mit den anderen können Sie nicht reden."
Konsul Bernd Giesler, Gründer und erster Präsident der Chinesisch-Deutschen Gesellschaft. 
chinesische Senioren

Senioren beim Kartenspiel 1988
Foto: Thomas Kiefer 

CHINA TIME 2020 DOKUMENTATION

Von den Hamburger China-Wochen
zur CHINA TIME

und zum drohenden Stillstand der Hamburger China-Beziehungen
sowie ungenutzer Chancen der Städtepartnerschaft Hamburg-Shanghai


Hamburg - das Tor zur Welt?

Hamburgs China-Politik muss sich mit der China-Strategie der verschiedenen Bundesländer und der Bundesregierung messen. Die handelsorientierte Wirtschaft der Hansestadt steht dabei zudem in Konkurrenz zu vielen aufstrebenden Logistik- und Handelszentren in Europa. Vor 30 Jahren war Hamburg in diesen Bereichen führend, es war damals Europa-Zentrum zur Ansiedlung chinesischer Unternehmen. Auch bei den kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen mit China rangierte Hamburg in der Spitzenklasse. Bei meiner ersten China-Reise in Begleitung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl bekamen alle Delegationsteilnehmer einen dicken Packen von Informationen des Hamburger Instituts für Asienkunde (IfA) ausgehändigt.

Heute tauchen das IfA oder die Hamburger Universität in Zusammenhang mit China überregional kaum noch auf. In Shanghai bröckelt das Hamburg-Haus, es regnet hinein, und die Vertretung verschlang enorme öffentliche Mittel. Bayern und Baden-Württemberg haben in Shanghai große, schöne Vertretungen, mit denen sie auch noch Geld verdienen. 

Hamburg war vor 30 Jahren wichtigster Standort für chinesische Investitionen. Jetzt liegt die Hansestadt hinter Sachsen-Anhalt und Thüringen weit zurück im Ranking. Selbst in der kleinen Hunsrück-Gemeinde Hoppenstedt-Weitersbach konnten in jüngster Zeit mehr chinesische Unternehmen angesiedelt werden als in der Handelsmetropole Hamburg. Diese neuen China-Cluster ziehen jetzt den Welthandel der neu enstehenden Seidenstraße in ihre Region. Der Handel dieser neuen Seidenstraße basiert nicht hauptsächlich auf dem Umschlag möglichst vieler Millionen Tonnen Güter, sondern er ist eher eine digitale Wertschöpfungskette, ein Umschlag von Ideen und Technologien. Noch ist Hamburg der wichtigste Umschlagplatz in Europa für den Warenverkehr mit China; der Containerverkehr mit China liegt dabei noch mit großem Abstand an der Spitze von Hamburgs Handelsländern. Doch die globalen Wirtschaftsbeziehungen dürften sich in naher Zukunft grundsätzlich ändern. Diese Zukunft kann nur mit China und den aufstrebenden Volkswirtschaften entlang der neuen Seidenstraße zum Wohle Hamburgs gestaltet werden. Dafür sind breit angelegte China-Aktivitäten notwendig. Die überregional bedeutende CHINA TIME wurde jedoch verschoben. Erst um ein, dann um ein weiteres Jahr.

Der Bedeutungsverlust Hamburgs beim Thema China hat Gründe, die ich gerne mit den China-Akteuren erhellen würde. Diese Kritik soll konstruktiv sein und dazu führen, dass Hamburg wieder an die Spitze kommt. Auch Dokumente, Fotos und Erinnerungen von Ihren China-Erfahrungen oder aus Hamburger China-Institutionen stelle ich gerne ein. Trotz aller Kritik: Es gab auch unendlich viele schöne Erfahrungen und menschlich bewegende Momente in den Hamburger China-Beziehungen der vergangenen Jahrzehnte. Über die Zusendung passender Veranstaltungsberichte, Fotos und sonstiger Dokumente, die ich gerne in die in die Linkliste der Hamburger China-Beziehungen einstelle, würde ich mich freuen.

China-Wochen - CHINA TIME 

Das Auf und Ab der Hamburger China-Beziehungen spiegelt sich besonders in der Veranstaltungsreihe CHINA TIME und deren Vorläufer, der Hamburger China-Wochen. Diese ermöglichten zunächst eine breite Einbindung vieler Akteure, die auch überregional beachtete Programme schufen und dabei lebendige Verbindungen mit China entstehen ließen. Doch dieser anfängliche Erfolg und die damit zunehmenden Fördermittel locken auch Akteure, welche eher teure Leuchtturmprojekte mit wenig Bezug zu Kooperationspartnern aus China realisieren.  Projekte, welche Chinas Interesse an Hamburg abflauen lassen. 

Auf politischer Ebene liegen zwar gute Konzepte vor. Doch ein Teil der Verwaltung und Akteure nutzten reichlich fließende öffentliche Mittel eher zur Selbstinszenierung. Man schmückt sich gerne mit großen Namen, die vielfältigen kulturellen Veranstaltungen werden als unwichtige Folklore diffamiert. Es werden vergangene Erfolge hochgehalten und kaum in die Zukunft geschaut. Dies Prinzip scheint auch bei Hamburgs Millionenprojekten durch, bei seiner Expo-Beteiligung in Shanghai und dem damals dort entstandenen Hamburg-Haus. Dort wurde versucht, eine teure Hülle mit wenig Sinn und Inhalt marketingmäßig öffentlich gut zu verkaufen.

Dieses Bild beziehe ich sicherlich nicht auf die gesamte Hamburger Verwaltung. Dort gibt es natürlich viele engagierte, kreative, weit blickende und weltoffene Mitarbeiter. Doch durchsetzen können sich diese oftmals nicht oder nur zeitlich beschränkt. 




Chinesisch-Deutsche Gesellschaft


Satzung: „Zweck der Gesellschaft ist die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens zwischen China und Deutschland. Dieser Zweck wird insbesondere verwirklicht durch Vorträge, Ausstellungen, Konzerte und andere Veranstaltungen im kulturellen und wissenschaftlichen Bereich. Durch diese Veranstaltungen sollen persönliche Begegnungen zwischen Chinesen und Deutschen gefördert werden, um das gegenseitige Verständnis füreinander zu vertiefen.“


Die komplexen Abläufe der Hamburger China-Politik der vergangenen Jahrzehnte, die sich oft hinter verschlossenen Türen in "informellen Netzwerken" abspielen, lassen sich in ihrem zeitlichen Ablauf und ihrer Wirkungsstruktur gut in der Geschichte, Arbeit und der Funktion der Chinesisch-Deutschen Gesellschaft erkennen.

Deren Gründer Konsul Hans-Bernd Giesler schuf mit diesem Verein eine überregional bekannte Hamburger China-Institution, welche die ersten Hamburger China-Wochen und zahlreiche weitere Veranstaltungen initiierte. Er legte nach dem Bruch von 1989 den neuen Grundstein für lebendige und vielfältige Beziehungen zu Hamburgs Partnerstadt Shanghai. Kultur- und Bildungskooperationen waren die Basis für gute wirtschaftliche und politische Beziehungen.

Wo steht die Chinesisch-Deutsche Gesellschaft jetzt? 

Fragen an die Chinesisch-Deutsche Gesellschaft Link öffnen


CHINA TIME 2022

Was hilft, die Beziehungen zu verbessern? Transparenz und Offenheit helfen. Nachdem die vergangene CHINA TIME 2018 sich durch eine frühzeitige Einbeziehung aller interessierten China-Akteure und ein vielfältiges Programm auszeichnete, könnte es 2022 wieder einen Rückschritt zu Verschlossenheit und Selbstbezug weniger Akteure geben.

Teure selbstbezogene Leuchtturm-Veranstaltungen ohne Nachhaltigkeit braucht Hamburg nicht. In unsinnige China-Projekte ist in den vergangenen Jahren zusammengerechnet ein zweistelliger Millionenbetrag versickert. Wofür? Wo bleibt eine kritische Bilanz?

Hamburg braucht Weltoffenheit, braucht gute Kooperationsprojekte mit China und offene, demokratische Mitwirkungsmöglichkeiten, um eine gute Zukunft zu gestalten. Hamburg braucht viele lebendige wissenschaftliche, kulturelle, wirtschaftliche und politische Kooperationen. Und dies nicht erst 2022 oder später. Die Hamburger CHINA TIME sollte sich laufend abspielen. Die aufgeführte Datensammlung zeigt die gröbsten Missverständnisse gegenüber China, nennt viele große Projekte mit oft minimalem Erfolg. Sie zeigt jedoch auch, dass fast täglich in Hamburg etwas zum Thema China passiert, zeigt gelungene Kooperationen und Veranstaltungen - beispielsweise der Fachhochschulen oder seit Neuestem der Handelskammer - nennt gute Ansätze, mit denen die Beziehungen weiter entwickelt werden können. Blicken wir zurück, um eine gute, menschliche Zukunft und lebendige, vielfältige Kooperationen mit China zu gestalten.

  1. Frühe Beziehungen zwischen Hamburg und China und Brüche Link öffnen
  2. Linkliste der Hamburgs China-Beziehungen ab 1995 - Vielfalt und Einfalt Link öffnen
  3. Mögliche Norddeutsche China-Schwerpunkte 2021 Link öffnen
Kinder am Mobiltelefon 1989

Chinesische Computer-Kids 1988
Foto: Thomas Kiefer


China Time 2020 Dokumentation



Ausführliche Informationen über wichtige Akteure, Grunddaten und vieles mehr zu den Hamburger China-Beziehungen bieten unter anderem die Internetseiten der
Senatskanzlei Link öffnen
und der Handelskammer Hamburg Link öffnen

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